Wirtschaft |
Handel und Gewerbe früherZu Handel und Gewerbe in St. Martin a. W.
Handel und Gewerbe wurden nicht nur in den Städten und Märkten ausgeübt, sondern auch in den Dörfern des ländlichen Gebietes finden wir verschiedene Gewerbezweige. Grundsätzlich müssen wir jedoch in einem viele Jahrhunderte fast ausschließlich von der Land- und Forstwirtschaft geprägtem Gebiet wie dem Raum um St. Martin a. W. davon ausgehen, dass die Masse der Bevölkerung sich mit der Selbstversorgerwirtschaft beschäftigte, und nur besondere Geräte, Hausrat und nicht selbst herstellbare Dinge zugekauft wurden. Diese besonderen Dinge des alltäglichen Lebens ( z. B. Zündhölzer, Kerzen, Salz, Zucker, Kaffee, Petroleum, Zwirn, Nähnadeln etc.) besorgte man sich beim „Greißler“. Solche Gemischtwarenhandlungen gab es auch in St. Martin a. W., und es war früher auch üblich, den sonntäglichen Kirchgang gleich für einen Einkauf zu nutzen. Für besondere Dinge wie zum Beispiel Geschirr, Gläser, Stoffe, Eisengeräte oder Lederwaren suchte man Geschäfte in Köflach oder Voitsberg oder direkt die in Frage kommenden Handwerker auf. Daneben gab es auch in den kleinsten Orten Handwerker, die neben ihren bäuerlichen Arbeiten das Schneider-, Schuster-, Weber-, Tischler-, Zimmerei-, Wagnerei- oder auch Schmiedehandwerk ausübten oder Bauern, die nebenbei ein Gasthaus, eine Tabak-Trafik, ein Fuhrunternehmen, einen Holz- oder Viehhandel betrieben. Verschiedene Haus- (Vulgar-) Namen erinnern uns heute noch daran. Viele dieser Handwerker gingen in das bäuerliche Hinterland auf die „Stör“ – sie gingen zum Kunden und machten so aus der bäuerlichen Stube eine Werkstätte auf Zeit. Zu den ländlichen Gewerben gehörte auch der Betrieb einer Mautmühle oder eines einfachen, mit einem „Venezianergatter“ ausgestatteten Sägewerkes. Solche bestanden z. B. bei der „Langmannmühle“ und wurden von Herrn Birnstingl in Klein-Wöllmiß betrieben. Dieser ist ein gutes Beispiel dafür, daß man, aus einfachen Verhältnissen kommend, es mit Fleiß und Tüchtigkeit auch im ländlichen Bereich zu Wohlhabenheit und Ansehen bringen konnte. Nicht unterschätzen sollte man auch die Bedeutung der verschiedenen Jahrmärkte für die Versorgung der bäuerlichen Haushalte mit besonderen Produkten. So waren z. B. Seile, emailliertes oder gusseisernes Geschirr, Lederwaren und auch Hüte gerne auf Jahrmärkten gekaufte Waren. Eine Bereicherung des Warenangebotes im ländlichen Raum brachten auch Wanderhändler (Hausierer), wie z. B. die untersteirischen „Reitertrager“ mit ihren verschiedenen Sieben, oder wandernde Sonderhandwerker wie Glaser, Häfenflikker, Rastelbinder, Schirm- oder Uhrmacher. Aus der St. Martiner Pfarrchronik kennen wir die Namen wandernder Mauerer aus dem heutigen Slowenien sowie von Ziegelmachern aus dem oberitalienischen Raum, welche hier Beschäftigung fanden. Besonders interessant und wichtig für die Bauern waren natürlich die Viehmärkte. Dort konnte man überzähliges Vieh zum Kauf anbieten (und so zu Bargeld kommen) oder auch selbst seinen Bedarf an Vieh decken. In einem 1906 erschienenen Verzeichnis der „Markttage in der Steiermark“ finden wir folgende Eintragungen für St. Martin a. W. und die Orte in der Umgebung: St. Martin, im Bezirk Voitsberg: am 14. November Krämermarkt. Edelschrott: am Montag vor Palmsonntag und dem zweiten Montag im Advent: Jahr- und Viehmarkt. Am 10. August Jahrmarkt. Köflach:am 10. Mai, Dienstag nach dem 8. September (Mariä Geburt) und 21. Dezember: Viehmarkt. Am 22. Juli Krämer- und Viehmarkt. („Magdalenamarkt“) Modriach: am 3. Mai und 24. September Viehmärkte. St. Hemma, bei Kreuzberg im Bezirk Voitsberg: am 16. Oktober Viehmarkt. Stubalm:am 12. August: Viehmarkt, heute noch „Klaramarkt“. Voitsberg: am ersten Dienstag in der Fasten, zweiten Freitag nach Ostern, am ersten Dienstag nach Fronleichnam, am 24. August, 29. September, 28. Oktober und 10. Dezember Jahr- und Viehmärkte. |