Anton Wildgans Denkmal

 

Die Anton Wildgans-Gedenkstätte.

 

Der bedeutende österreichische Dichter Anton Wildgans (1881 bis 1932) war in den Jahren 1925 bis 1927 öfters beim vulgo „Schriebl“ (Familie Kranz) zu Gast und schrieb hier an seinem großen Werk „Kirbisch“. Das 1927 in Mönichkirchen am Wechsel vollendete Hexameterepos schildert in liebevoll-satirischer Art den Sittenverfall in einem österreichischen Dorf während des Ersten Weltkrieges. Einige Vulgonamen St. Martiner Bauernhöfe (z. B. Schriebl, Vallant) scheinen im Werk auf. Hier beim vulgo Schriebl erfolgte auch seine Begegnung mit unserem heimischen Dichterarzt Dr. Hans Kloepfer.

In „Aus dem Bilderbuch meines Lebens“ berichtet dieser:

„Am Ende dieser langen Reihe wertvoller Menschen muß ich noch eines Meisters und Künstlers gedenken, der rein durch Zufall in mein Leben trat. Es ist der tote und doch uns allen so lebendige Dichter Anton Wildgans. Auf einem Bauerngute bei Edelschrott ober Köflach schrieb er vor Jahren an den letzten Kapiteln seines „Kirbisch“. An einem Sommerabend ließ er mich rufen. Ein kleiner Fremdkörper war ihm ins Auge geflogen, aber schon vor meiner Ankunft durch Lidschlag und Tränenfluß herausgewaschen worden. Ich konnte ihn völlig beruhigen. Wider Erwarten kannte er einiges von meinen Versuchen. Nach der kurzen Ordination fragte er mich in seiner würdigen, glockentiefen Stimme um die „Schuldigkeit“. Ich sagte ihm fast beschämt, wie glücklich ich sei, den Dichter des „Großen Händefaltens“ überhaupt einmal von Angesicht sehen zu dürfen. Er dankte herzlich, und wir saßen noch eine Zeitlang in wachsender Teilnahme beieinander. Bald darauf schickte er mir die meisten seiner Gedichtbände und nach dem Erscheinen auch seinen prachtvollen „Kirbisch“ mit einer herzlichen Widmung. Ich überlegte lange, ob ich ihm zum Danke meine hochdeutschen Gedichte schicken dürfe. Lange vernahm ich nichts von ihm. Aber nach einigen Monaten bekam ich einen sechs Seiten langen Brief in seiner musterhaften Handschrift. Erst ein längeres Kranksein habe ihm in der Flut der Arbeit endlich erlaubt, sie im Krankenbette eingehend zu lesen. Er zählte nun viele auf, die ihm besonders gefallen, und zwar so wahr und ehrlich und auszeichnen in seinem Lobe, daß ich ganz glücklich war. Zwei Jahre darauf kam er wieder in die Gegend und saß einen ganzen Abend einsam im Köflacher Brauhause. Und als er nach mir fragte, und ob ich daheim sei, unterließ es die Gans von Kellnerin, sogleich nach mir zu schicken. Es war nicht allzu lange vor seinem Tode. Und dieses Versäumnis habe ich bis heute noch nicht verwunden.“

Bereits in den 1960er Jahren gab es Überlegungen, an Anton Wildgans und seine Anwesenheit in St.Martin a. W. in würdiger Form zu erinnern und in den 1990er Jahren wurde diese Idee erfreulicherweise vom Kultur- und Verschönerungsverein St. Martin a. W. mit seinem Obmann Willi Christof aufgegriffen und in die Tat umgesetzt. Bildhauer Alfred Schlosser schuf ein beeindruckendes, stelenartiges Denkmal und meisselte in den Naturstein Textstellen aus der „Rede über Österreich“ von Anton Wildgans.

Am 26. Oktober 1996 wurde das Denkmal in feierlicher Form seiner Bestimmung übergeben. Das Heimatmuseum St. Martin a.W. zeigte aus diesem Anlass am 26. Und 27. Oktober 1996 die Ausstellung „Der Mensch und Dichter Anton Wildgans“. In dieser waren Handschriften, Dokumente, Bilder, Zeitschriften, Konzepte und Bücher zu sehen.